Den Kriegsdienst verweigern
Hermann Stöhr
„Den Dienst mit der Waffe muss ich aus Gewissensgründen ablehnen ... So halte ich die Waffen-Rüstungen meines Volkes nicht für einen Schutz, sondern für eine Gefahr.“
Der Staatswissenschaftler Hermann Stöhr wird nach der Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg in den zwanziger Jahren durch Friedrich Sigmund-Schultze in die "Soziale Arbeitsgemeinschaft Berlin-Ost" eingeführt und tritt bereits hier für ökumenische und pazifistische Ideale ein. Seine Studien und sein theologisches Engagement widmet er dem Gedanken einer konfessionellen, politischen und sozialen Versöhnung. Zeitweilig arbeitet er als Sekretär bei der Geschäftsstelle des Internationalen Versöhnungsbundes in Berlin. Mutig bezieht Stöhr nach 1933 Stellung gegen die nationalsozialistische Kirchenpolitik und fordert eine Einbeziehung politisch Verfolgter in die Fürbitten seiner Kirche und praktische Solidarität mit den Juden. Aus Gewissensgründen lehnt er nach seiner Einberufung zur Wehrmacht 1939 den Wehrdienst ab und verlangt, ersatzweise einen Arbeitsdienst ableisten zu dürfen. Am 16. März 1940 wird Stöhr daher vom "Reichskriegsgericht" als Kriegsdienstverweigerer zum Tode verurteilt und in Berlin-Plötzensee ermordet.
Eberhard Röhm: Sterben für den Frieden. Spurensicherung: Hermann Stöhr (1898–1940) und die ökumenische Friedensbewegung, Stuttgart 1985.
Matthias Scheel: Kriegsdienstverweigerung im Dritten Reich: Eine Untersuchung der Haltung der evangelischen Kirche im NS-Staat zur Frage der Kriegsdienstverweigerung am besonderen Beispiel Dr. Hermann Stöhrs, Norderstedt 2006.
Gedenkstätte Plötzensee, Seite zu Hermann Stöhr: gedenkstaette-ploetzensee.de