„Feindsender“ hören
Dagmar Petersen
„Hanno hat uns zu sich eingeladen, und das war so `ne Art Tee-Nachmittag ... und da hat er mit uns über das gesprochen, was ihn bewegte, und vor allem, dass wir Stellung beziehen sollten gegen die Regierung.“
Dagmar Petersen wird am 10. September 1920 in Berlin geboren. Sie besucht die Rütlischule und anschließend die Elbeschule, wo sie im Jahr 1936 ihren Realschulabschluss macht. Im Jahr 1932 tritt sie dem kommunistischen Jugendverband der „Jungpioniere“ bei, der 1933 verboten wird. Nach der Absolvierung ihres „Pflichtjahres“ (1938 eingeführter, einjähriger Arbeitsdienst für Frauen unter 25 Jahren in Land- oder Hauswirtschaft) beginnt Dagmar Petersen als Stenotypistin zu arbeiten. Bei einem Klassentreffen ehemaliger Rütli-Schüler im Januar 1940 trifft sie Hanno Günther wieder, der sie fragt, ob sie interessiert sei, in seiner Widerstandsgruppe mitzuarbeiten. Dagmar Petersen nimmt an den Gruppenabenden in der Wohnung von Hannos Eltern teil, wo sie den verbotenen Londoner Rundfunk abhören, der in deutscher Sprache über den Kriegsverlauf und andere Ereignisse berichtet, die in der Berichterstattung der Nationalsozialisten verfälscht oder ganz verschwiegen werden. Anschließend diskutieren sie über das Gehörte, während im Radio zur Tarnung wieder ein deutsches Programm läuft. Die Gruppe diskutiert auch verbotene politische Bücher und verbreitet Flugblätter.
Nachdem ein Mitglied der Gruppe von der Gestapo festgenommen und durch Misshandlungen zu Aussagen gezwungen wurde, fliegt die Gruppe auf. Dagmar Petersen wird am 7. August 1941 festgenommen und in das Untersuchungsgefängnis Berlin-Charlottenburg gebracht. Der Prozess vor dem "Volksgerichtshof" findet erst über ein Jahr später im Oktober 1942 statt. Der Richter verurteilt sie wegen Beihilfe zur "Vorbereitung zum Hochverrat" zu sieben Jahren Zuchthaus. Die anderen, die mit ihr angeklagt sind, werden zum Tode verurteilt.
Gruppe um Hanno Günther: Silvesterfeier 1940/41 (von links: Hanno Günther, Dagmar Petersen, unbekannt, Hertha Miethke, Wolfgang Pander, Mascha, vorne : Irmgard Freier)
Volker Hoffmann: Hanno Günther. Ein Hitlergegner 1921–1942. Geschichte eines unvollendeten Kampfes, Berlin 1992.
Kurt Schilde: Jugendopposition 1933–1945. Ausgewählte Beiträge, Berlin 2007.
Weiterführende Informationen zu Hanno Günther und seiner Gruppe sowie alle Flugblätter: gegen-diktatur.de