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Was konnten sie tun?
Widerstand gegen den Nationalsozialismus 1939–1945
Eine Ausstellung der Stiftung 20. Juli 1944 und der Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Für den Frieden eintreten

Hanno Günther

Hanno Günther in einem gemusterten Hemd mit Pullunder im Halbprofil.
Hanno Günther in einem gemusterten Hemd mit Pullunder im Halbprofil.

Hanno Günther

© Gedenkstätte Deutscher Widerstand

„Wir wollen einen gerechten und dadurch dauerhaften Frieden! Wir wollen die Freiheit der Meinung und des Glaubens! Wir wollen die Freiheit der Arbeit! Wir wollen die Verhinderung kommender Kriege ...! Wir wollen die Schaffung einer wahren Volksvertretung!!! “

Aus dem dritten Flugblatt der Serie „Das Freie Wort“ vom September 1940

Hanno Günther besucht seit Ostern 1928 die bekannteste Reformvolksschule Berlins, die Rütli-Schule in Neukölln. Er ist Mitglied der Jungpioniere und der Roten Pfadfinder. Seit 1934 lebt er auf der Schulfarm Scharfenberg im Tegeler See, die er im folgenden Jahr aus politischen Gründen verlassen muss. Während einer Bäckerlehre lernt er die Kommunistin Elisabeth Pungs kennen. Zusammen mit ihr sowie Wolfgang Pander, einem Jungkommunisten jüdischer Herkunft, stellt Günther nach dem deutschen Sieg über Frankreich eine Flugblattserie "Das Freie Wort" her, die mit "Deutsche Friedensfront" unterzeichnet ist. Zum Teil in gereimter Form verbreiten sie Nachrichten über die Kriegslage, verlangen Frieden und Meinungsfreiheit und fordern Rüstungsarbeiter zur Sabotage auf. Später bildet Günther zusammen mit Bernhard Sikorski, Emmerich Schaper und anderen ehemaligen Schülern der Rütli-Schule einen kleinen Widerstandskreis. In regelmäßigen Zusammenkünften werden marxistische Schriften gelesen. Die Gruppe nimmt auch Kontakt zu dem ehemaligen KPD-Funktionär Herbert Bochow auf. Am 28. Juli 1941 wird Hanno Günther von der Gestapo festgenommen, am 9. Oktober 1942 vom "Volksgerichtshof" zusammen mit sechs seiner Freunde zum Tode verurteilt und in Berlin-Plötzensee ermordet.

Elisabeth Pungs berichtet in ihrem Tagebuch über das Verhalten von Hanno Günther vor dem "Volksgerichtshof": „Ich sehe Hanno vor mir, blass, aber in seelischem Gleichgewicht, wie er mit dem Finger zwischen Hals und Kragen entlangfährt, er wollte mir wohl damit bedeuten, dass er mit einem Todesurteil rechnet. Woher hat der Junge diese Haltung? Er hat doch noch gar nicht gelebt.“

Das Plakat ist knallrot, darauf die Bekanntmachung, dass Hanno Günther an diesem Tag hingerichtet wurde

Plakat mit der Bekanntmachung der Hinrichtung von Hanno Günther am 3. Dezember 1942

© Bundesarchiv 

Plakat mit der Bekanntmachung der Hinrichtung von Hanno Günther am 3. Dezember 1942

© Bundesarchiv
Sieben Personen, die mit lustigen Hüten und Luftschlangen an eine Wand gelehnt sitzen und sehr vertraut wirken.

Gruppe um Hanno Günther: Silvesterfeier 1940/41 (von links: Hanno Günther, Dagmar Petersen, unbekannt, Hertha Miethke, Wolfgang Pander, Mascha, vorne : Irmgard Freier)

© Privatbesitz 

Gruppe um Hanno Günther: Silvesterfeier 1940/41 (von links: Hanno Günther, Dagmar Petersen, unbekannt, Hertha Miethke, Wolfgang Pander, Mascha, vorne : Irmgard Freier)

© Privatbesitz
Anklageschrift gegen Hans Joachim Günther u.a.

Anklageschrift gegen Hans Joachim Günther u.a.

© Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Urteil (Abschrift) des "Volksgerichtshofes" gegen Hanno Günther, Wolfang Pander, Bernhard Sikorski u.a.

Urteil (Abschrift) des "Volksgerichtshofes" gegen Hanno Günther, Wolfang Pander, Bernhard Sikorski u.a.

© Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Abschiedsbrief von Hanno Günther an seine Mutter

Abschiedsbrief von Hanno Günther an seine Mutter

© Bundesarchiv
Umschrift des Abschiedsbriefes von Hanno Günther an seine Mutter

Umschrift des Abschiedsbriefes von Hanno Günther an seine Mutter

© Bundesarchiv
Flugblatt "Das freie Wort!" Folge 1

Flugblatt "Das freie Wort!" Folge 1

© Bundesarchiv 

Flugblatt "Das freie Wort!" Folge 1

© Bundesarchiv
Flugblatt "Das freie Wort!" Folge 2

Flugblatt "Das freie Wort!" Folge 2

© Bundesarchiv 

Flugblatt "Das freie Wort!" Folge 2

© Bundesarchiv
Flugblatt "Das freie Wort!" Folge 3

Flugblatt "Das freie Wort!" Folge 3

© Bundesarchiv
Flugblatt "Das freie Wort!" Folge 4

Flugblatt "Das freie Wort!" Folge 4

© Bundesarchiv 

Flugblatt "Das freie Wort!" Folge 4

© Bundesarchiv
Personen

Elisabeth Pungs

Elisabeth Pungs

Elisabeth Pungs ist im Ersten Weltkrieg als Krankenschwester in einem Lazarett tätig und wird dadurch schwer lungenkrank. In der Weimarer Zeit engagiert sie sich sozialpolitisch, vor allem in Kampagnen gegen den § 218 des Strafgesetzbuches. Sie entwickelt starke Sympathien für die KPD und schließt sich 1931 der kommunistischen Gefangenenhilfsorganisation „Rote Hilfe“ an. Seit Mitte der dreißiger Jahre stellt sie ihre Wohnung als Treffpunkt für illegale Gesprächskreise von Regimegegnern zur Verfügung. Im Herbst 1937 stößt Hanno Günther zum Kreis um Elisabeth Pungs, die ihn in der Folgezeit politisch stark beeinflusst. Im Herbst 1939 entwerfen Elisabeth Pungs und Hanno Günther ihr erstes Flugblatt in der Sprache der alten NSDAP-Parteigenossen, um auf die wachsende Unzufriedenheit in der Bevölkerung hinzuweisen. Bis Ende 1939 führen Pungs und Günther zudem sieben oder acht Aktionen mit Klebezetteln gegen den Krieg durch. Nachdem sie 1940/41 mehrere Folgen der Flugschrift „Das Freie Wort“ herstellen und verteilen, werden Pungs, Günther und ihre Mitstreiter im Sommer 1941 von der Gestapo festgenommen. Elisabeth Pungs, die nicht gemeinsam mit dem Kreis um Günther vor Gericht gestellt wird, entgeht wegen einer schweren Erkrankung dem Prozess vor dem Volksgerichtshof, stirbt jedoch wenige Wochen nach dem Kriegsende.

© 2023 Gedenkstätte Deutscher Widerstand www.gdw-berlin.de
Literatur

Volker Hoffmann: Hanno Günther. Ein Hitlergegner 1921–1942. Geschichte eines unvollendeten Kampfes, Berlin 1992.

Kurt Schilde: Jugendopposition 1933–1945. Ausgewählte Beiträge, Berlin 2007.

Links
Allgemeine Infos zu Hanno Günther und seiner Gruppe sowie alle Flugblätter: gegen-diktatur.de
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