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Was konnten sie tun?
Widerstand gegen den Nationalsozialismus 1939–1945
Eine Ausstellung der Stiftung 20. Juli 1944 und der Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Kurierfahrten machen

Judith Auer

Judith Auer
Judith Auer

Judith Auer

© SAPMO-BArch, Bildarchiv

„Ich war der Ansicht, dass ich an der Beseitigung des derzeitigen Regimes in Deutschland mitarbeiten musste ...“

Aus dem Vernehmungsprotokoll, Juli 1944

Judith Vallentin kommt als Tochter des kommunistischen Schriftstellers Erich Vallentin 1905 in Zürich zur Welt. Bereits als Studentin schließt sie sich dem Kommunistischen Jugendverband (KJVD) an und übernimmt 1925 die Organisationsleitung einer Weddinger KJVD-Gruppe. 1927 tritt sie der KPD bei. Seit den dreißiger Jahren arbeitet Judith Auer als Einkäuferin im Berliner Kabelwerk Oberspree. Sie sammelt Nachrichten und hilft verfolgten Kommunisten. 1942/43 stößt sie zur Widerstandsorganisation um Anton Saefkow und bietet Franz Jacob nach seiner Flucht aus Hamburg ein Versteck. Sie reist mehrmals als Kurierin nach Mitteldeutschland und knüpft Verbindungen zur Widerstandsgruppe um Theodor Neubauer.
Am 7. Juli 1944 wird Judith Auer festgenommen, am 6. September 1944 vom "Volksgerichtshof" zum Tode verurteilt und am 27. Oktober 1944 in Berlin-Plötzensee ermordet.


Anklageschrift gegen Bruno Hämmerling, Judith Auer und andere vom 7. August 1944

Anklageschrift gegen Bruno Hämmerling, Judith Auer und andere vom 7. August 1944

© Institut für Zeitgeschichte München
Judith Auer sitzend, ihre Tochter steht dicht neben ihr, sie halten sich an der Hand

Judith Auer mit ihrer Tochter

© SAPMO-BArch, Bildarchiv 

Judith Auer mit ihrer Tochter

© SAPMO-BArch, Bildarchiv
Personen

Franz Jacob

Franz Jacob

Franz Jacob, 1906 in Hamburg geboren, wächst in einer Arbeiterfamilie auf und wird Maschinenschlosser. 1920 schließt er sich der Sozialistischen Arbeiterjugend und der SPD an, tritt aber 1925 dem Kommunistischen Jugendverband und der KPD bei. 1932 ist er für die KPD jüngstes Mitglied in der Hamburger Bürgerschaft. Mitte August 1933 wird Jacob in Berlin festgenommen und nach der Verbüßung einer Zuchthausstrafe von 1936 bis 1940 im KZ Sachsenhausen festgehalten. Unmittelbar nach seiner Entlassung nimmt er Verbindung zu seinen politischen Freunden auf. Er findet Arbeit auf einer Werft und gehört bald zum Führungskern der Organisation um Bernhard Bästlein. Als im Oktober 1942 eine Verhaftungswelle in Hamburg beginnt, taucht Franz Jacob in Berlin unter und baut seit 1943 mit Anton Saefkow eine neue Widerstandsorganisation auf. Die Widerstandsorganisation um Anton Saefkow und Franz Jacob orientiert sich wiederholt an den Rundfunksendungen des Nationalkomitees „Freies Deutschland“. Verbindungsleute gibt es in Betrieben, in denen illegale Arbeitergruppen bestehen. Ebenso wichtig sind aber Einzelne, die Verbindungen zu anderen Widerstandsgruppen im Reich halten, Verfolgten mit Lebensmittelkarten oder Ausweisen helfen und Kontakt zu Kriegsgefangenen oder Zwangsarbeitern herstellen. Saefkow will mit seinen Freunden eine möglichst breite Basis für den Widerstand gegen Hitler schaffen. Die Organisation um Saefkow, Jacob und Bästlein ist sich bewusst, dass nicht alle „Soldaten des Klassenkampfes“ gewonnen werden können. Sie erkennen die Grenzen des Widerstands: Viele Arbeiter sind nicht willens, sich gegen das NS-Regime zu erheben. Daher sollen nur kleine und besonders zuverlässige „Kadergruppen“ eine angemessene Vorbereitung auf den Tag des Umsturzversuches gewährleisten. Die Bildung von Betriebsgruppen soll vor allem der „Mobilisierung von Kräften“ dienen. Gemeinsam mit Anton Saefkow wird Franz Jacob Anfang Juli 1944 festgenommen, am 5. September 1944 durch den Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 18. September 1944 in Brandenburg-Görden ermordet.

Literatur
  • Hermann Weber/Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. Berlin 2004
  • Petra Grubizsch: „Nicht mehr reden, handeln ist das Gebot der Stunde!“ Franz Jacob. In: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 32 (1990), H. 3, S. 398 ff.
  • Ursel Hochmuth: Illegale KPD und Bewegung „Freies Deutschland“ in Berlin und Brandenburg 1942-1945. Biographien und Zeugnisse aus der Widerstandsorganisation um Saefkow, Jacob und Bästlein. Berlin (Schriften der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Reihe A, Bd. 4) 1998
  • Ursel Hochmuth: Niemand und nichts wird vergessen. Biogramme und Briefe Hamburger Widerstandskämpfer 1933-1945, hrsg. von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten e.V. Hamburg. Hamburg 2005
© 2023 Gedenkstätte Deutscher Widerstand www.gdw-berlin.de

Anton Saefkow

Anton Saefkow

Anton Saefkow, geboren 1903 in Berlin, erlernt den Beruf des Maschinenbauers. Er schließt sich der sozialistischen Jugendbewegung an, tritt 1920 dem Metallarbeiterverband bei und wird bald einer der führenden Funktionäre des Kommunistischen Jugendverbandes in Berlin. 1924 tritt er der KPD bei und ist von 1928 bis 1933 Mitglied der Bezirksleitungen in Sachsen, im Ruhrgebiet und in Hamburg. Er wird im April 1933 erstmals festgenommen und 1934 zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Herbst 1941 stößt Saefkow zum Kreis um Robert Uhrig. Gemeinsam mit Franz Jacob baut er 1943 ein neues Netz unterschiedlicher illegaler Gruppen auf. Saefkow und seine Freunde halten auch aktive Formen des Kampfes gegen das NS-Regime für möglich: Durch Produktionssabotage wollen sie die Rüstungsanstrengungen schwächen. Verbindungen zu ausländischen Arbeitern sollen Voraussetzungen für individuelle Hilfe schaffen und der Bildung einer breiteren Basis des Kampfes gegen das NS-Regime dienen. Neben die „Kaderschulung“ und die Bildung von Betriebsgruppen tritt die Aufklärungsarbeit durch Flugblätter. Die Organisation um Saefkow bezeichnet sich dabei unter anderem als Berliner Ausschuss des Nationalkomitees „Freies Deutschland“ und bezieht sich so auf jene Regimegegner, die aus sowjetischen Kriegsgefangenenlagern zum Kampf gegen den Nationalsozialismus aufrufen. Anton Saefkow wird am 4. Juli 1944 festgenommen, am 5. September 1944 zusammen mit Bernhard Bästlein und Franz Jacob zum Tode verurteilt. Sie werden am 18. September 1944 gemeinsam in Brandenburg-Görden ermordet.

Literatur
  • Hermann Weber/Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. Berlin 2004
  • Ursel Hochmuth: Illegale KPD und Bewegung „Freies Deutschland“ in Berlin und Brandenburg 1942-1945. Biographien und Zeugnisse aus der Widerstandsorganisation um Saefkow, Jacob und Bästlein. Berlin (Schriften der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Reihe A, Bd. 4) 1998
© 2023 Gedenkstätte Deutscher Widerstand www.gdw-berlin.de

Theodor Neubauer

Theodor Neubauer

Theodor Neubauer, 1890 in Ermschwerdt geboren, wächst als Sohn eines Gutsinspektors in einem konservativen Elternhaus auf. Er studiert Geschichte und neuere Fremdsprachen in Brüssel, Jena und Berlin. Nach der Promotion in Jena 1913 wird er Lehrer, meldet sich am Beginn des Ersten Weltkrieges freiwillig als Soldat und kehrt desillusioniert 1917 zurück. Nach der Novemberrevolution schließt er sich zunächst der Deutschen Demokratischen Partei an, wechselt zur USPD und schließt sich mit deren linken Flügel 1920 der KPD an. Von 1921 bis 1924 ist er thüringischer Landtagsabgeordneter, 1923 auch Staatsrat in der Thüringer Arbeiterregierung. Von 1924 bis 1933 vertritt er die KPD im Reichstag. Seit 1930 lebt Neubauer als Reichstagsabgeordneter in Berlin. Er wird im August 1933 erstmals festgenommen und im Herbst 1934 zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Anschließend halten ihn die Nationalsozialisten in verschiedenen Konzentrationslagern gefangen. Erst im Sommer 1939 wird Neubauer entlassen und lebt seitdem bei seiner Familie in Tabarz (Thüringen). Zusammen mit Magnus Poser baut er seit Anfang 1942 eine Widerstandsgruppe auf. Seit Herbst 1943 stellt die Widerstandsorganisation um Theodor Neubauer mindestens fünf verschiedene Flugblätter mit einer Auflage von bis zu 1.500 Exemplaren her. Neubauer und seine Freunde erinnern darin an die nationalsozialistischen Gewaltverbrechen in den besetzten Gebieten Europas und an den Völkermord, der von den Deutschen an den europäischen Juden begangen wird. Sie fordern die Deutschen auf, sich von der dafür verantwortlichen nationalsozialistischen Regierung zu lösen und mit allen Kräften auf die rasche Beendigung des Krieges hinzuwirken. Im Juli 1944 wird Theodor Neubauer festgenommen, im Januar 1945 zum Tode verurteilt und am 5. Februar 1945 in Brandenburg-Görden ermordet.

Literatur
  • Franz Hammer: Theodor Neubauer. Ein Kämpfer gegen den Faschismus. 3., überarbeitete und ergänzte Auflage, Berlin (Ost) 1970
  • Gertrud Glondajewski: Die Neubauer-Poser-Gruppe. Dokumente und Materialien des illegalen antifaschistischen Kampfes (Thüringen 1939 bis 1945). Berlin (Ost) 1957
  • Hermann Weber/Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. Berlin 2004
  • Olaf Groehler: Der verordnete Antifaschismus. Die Rezeption des thüringischen kommunistischen Widerstandes in der DDR, in: Detlev Heiden/Gunther Mai (Hrsg.): Nationalsozialismus in Thüringen. Weimer u. a. 1995, S. 531-550
  • Theodor Neubauer: Deutsche Außenpolitik heute und morgen. Wien u.a. 1932
© 2023 Gedenkstätte Deutscher Widerstand www.gdw-berlin.de
Literatur

Hermann Weber/Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945, Berlin 2004.

Ruth Hortzschansky/Günther Hortzschansky: Judith Auer (1905–1944). „Möge alles Schmerzliche nicht umsonst gewesen sein", Berlin 2004.

Ursel Hochmuth: Illegale KPD und Bewegung „Freies Deutschland“ in Berlin und Brandenburg 1942–1945. Biographien und Zeugnisse aus der Widerstandsorganisation um Saefkow, Jacob und Bästlein, Schriften der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Reihe A, Bd. 4, Berlin 1998.

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