• Datenschutz
  • |
  • Ausleihbedingungen
  • |
  • Kontakt

Was konnten sie tun?
Widerstand gegen den Nationalsozialismus 1939–1945
Eine Ausstellung der Stiftung 20. Juli 1944 und der Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Neuordnung denken

Helmuth James Graf von Moltke

Helmuth James Graf von Moltke trägt seinen circa zweijährigen Sohn Caspar auf den Schultern.
Helmuth James Graf von Moltke trägt seinen circa zweijährigen Sohn Caspar auf den Schultern.

Helmuth James Graf von Moltke

© Privatbesitz

„Euch will ich aber folgendes sagen: ich habe mein ganzes Leben lang, schon in der Schule, gegen einen Geist der Enge und der Gewalt, der Überheblichkeit und der mangelnden Ehrfurcht vor Anderen, der Intoleranz und des Absoluten, erbarmungslos Konsequenten angekämpft, der in den Deutschen steckt und der seinen Ausdruck in dem nationalsozialistischen Staat gefunden hat.“

Helmuth James Graf von Moltke, Oktober 1944

Geboren in Schlesien im Haus seines Urgroßonkels, des preußischen Generalfeldmarschalls Helmuth Graf von Moltke, genießt Moltke eine Erziehung, die zu einem guten Teil in britischer Tradition steht. Nach mehreren Auslandsaufenthalten während seiner Schulzeit studiert er seit 1925 in Berlin Rechts- und Staatswissenschaften. Engagiert leitet er in Schlesien ein freiwilliges Arbeitslager für Studenten, Bauern und Industriearbeiter. Moltke, der den demokratischen Kräften seiner Zeit nahe steht, verfolgt Hitlers Aufstieg mit offener Kritik. Daher verzichtet er 1933 auf ein Richteramt und lässt sich 1935 als Anwalt in Berlin nieder. Zwischen 1935 und 1938 absolviert er zudem eine Ausbildung als britischer Rechtsanwalt (Barrister) und plant die Übernahme eines Anwaltsbüros in London, die durch den Kriegsbeginn im September 1939 verhindert wird. Im selben Monat wird Moltke als Kriegsverwaltungsrat in das Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht in Berlin verpflichtet. Als Sachverständiger für Kriegs- und Völkerrecht versucht er, sich gegen Unrecht und Willkür einzusetzen. Besonders engagiert er sich für die humane Behandlung von Kriegsgefangenen und die Einhaltung des Völkerrechts. Bereits 1939 verfasst Moltke erste Denkschriften zur politischen Neuorientierung Deutschlands. Anfang 1940 stößt Peter Graf Yorck von Wartenburg zu einer Gruppe von Regimegegnern um Moltke. Moltke und Yorck werden zu den führenden Köpfen des daraus entstehenden Kreisauer Kreises und nehmen an den meisten der Beratungen in Berlin und in Kreisau teil. Moltke versucht, durch systematische Ausweitung, seine Kontakte zu protestantischen und katholischen Kirchenführern und zu den Führern der politischen sozialdemokratischen Opposition zu erweitern. Nachdem Moltke Mitglieder des Solf-Kreises vor einer Gestapo-Überwachung warnt und dies entdeckt wird, wird er am 19. Januar 1944 verhaftet. Seine Beteiligung an den Staatsstreichplänen wird erst nach dem 20. Juli 1944 bekannt. Am 11. Januar 1945 verurteilt der "Volksgerichtshof" ihn zum Tode. Helmuth James Graf von Moltke wird am 23. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee ermordet.

Über den Völkermord im deutsch besetzten Polen, Auszug aus dem Brief von Helmuth James Graf von Moltke an seine Frau

Über den Völkermord im deutsch besetzten Polen, Auszug aus dem Brief von Helmuth James Graf von Moltke an seine Frau

© Privatbesitz
Helmuth James Graf von Moltke im schwarzen Anzug als Angeklagter vor dem "Volksgerichtshof"

Helmuth James Graf von Moltke vor dem "Volksgerichtshof"

© Gedenkstätte Deutscher Widerstand 

Helmuth James Graf von Moltke vor dem "Volksgerichtshof"

© Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Brief Helmuth James Graf von Moltkes an Peter Graf Yorck von Wartenburg über die Freiheit des Individuums als Merkmal des gerechten Staates

Brief Helmuth James Graf von Moltkes an Peter Graf Yorck von Wartenburg über die Freiheit des Individuums als Merkmal des gerechten Staates

© Privatbesitz
Personen

Peter Graf Yorck von Wartenburg

Peter Graf Yorck von Wartenburg

Peter Graf Yorck von Wartenburg studiert von 1923 bis 1926 in Bonn und Breslau Rechts- und Staatswissenschaften, promoviert hier 1927 und besteht 1930 in Berlin sein juristisches Assessorexamen. Im selben Jahr heiratet er die promovierte Juristin Marion Winter. Nach einer Tätigkeit als Anwalt und als Referent in der "Osthilfe" und am Oberpräsidium in Breslau ist Yorck von 1936 bis 1942 als Referent für Grundsatzfragen beim Reichskommissar für die Preisbildung in Berlin tätig. Da er sich weigert, der NSDAP beizutreten, wird Yorck seit 1938 nicht mehr befördert. Zunächst arbeitet er im Widerstand seit 1938 mit seinen Freunden Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg und Ulrich-Wilhelm Graf von Schwerin von Schwanenfeld eng zusammen und begründet nach den Pogromen vom 9. November 1938 einen Gesprächskreis über die Grundsätze einer neuen Reichsverfassung. Als Reserveoffizier wird er bei Kriegsbeginn eingezogen und wechselt 1942 in den Wirtschaftsstab Ost beim Oberkommando der Wehrmacht in Berlin. Im Januar 1940 beginnt seine enge Zusammenarbeit mit Helmuth James Graf von Moltke, mit dem er gemeinsam die Gespräche des Kreisauer Kreises, die sehr häufig in Yorcks Wohnung in Berlin-Lichterfelde stattfinden, initiiert und führt. Anders als sein Freund Moltke unterstützt Yorck, der auch an allen drei Tagungen des Kreises in Kreisau teilnimmt, einen durch ein Attentat ausgelösten Umsturzversuch. Als Claus Schenk Graf von Stauffenberg seit September 1943 in Berlin die Umsturzplanungen vorantreibt, kommt es zu einem engen Kontakt mit Yorck. Als Staatssekretär eines zukünftigen Reichskanzlers vorgesehen, gehört Yorck bis zuletzt zum engsten Kreis der Verschwörer. Nach dem gescheiterten Umsturzversuch wird Yorck am späten Abend des 20. Juli 1944 im Berliner Bendlerblock festgenommen, am 8. August 1944 vom "Volksgerichtshof" zum Tode verurteilt und noch am selben Tag in Berlin-Plötzensee ermordet.

Literatur
  • Detlef Graf von Schwerin: "Dann sind's die besten Köpfe, die man henkt". Die junge Generation im deutschen Widerstand, München 1991.
  • Ger van Roon: Neuordnung im Widerstand. Der Kreisauer Kreis innerhalb der deutschen Widerstandsbewegung. München 1967
  • Marion Gräfin Yorck von Wartenburg: Die Stärke der Stille. Erzählung eines Lebens aus dem deutschen Widerstand. Köln 1984
© 2023 Gedenkstätte Deutscher Widerstand www.gdw-berlin.de
Literatur

Freya von Moltke, Michael Balfour, Julian Frisby: Helmut James von Moltke 1907–1945. Anwalt der Zukunft, Stuttgart 1975.

Helmuth James Graf von Moltke: Briefe an Freya 1939–1945, hrsg. von Beate Ruhm von Oppen, München 1988.

Helmuth James und Freya von Moltke: Abschiedsbriefe Gefängnis Tegel. September 1944–Januar 1945, München 2011.

Links

Kreisau-Initiative e.V.: kreisau.de

Biografie Moltkes auf der Website der Kreisau-Initiative e.V.: kreisau.de

Informationen zum Kreisauer Kreis: kreisau.de

Bundeszentrale für politische Bildung zum Kreisauer Kreis: www.bpb.de

und evangelischer-widerstand.de

Seite Drucken
  • Einführung
  • Die NS-Führung ausschalten
  • Den Kriegsdienst verweigern
  • Kriegspläne verraten
  • Neuordnung denken
  • Verbündete im Ausland suchen
  • Für die Zukunft planen
  • Für den Frieden eintreten
  • „Feindsender“ hören
  • Informieren
  • Postkarten auslegen
  • Die Kriegsrealität sichtbar machen
  • Kriegsdienstverweigerer verstecken
  • Den Völkermord bezeugen
  • Aufrütteln
  • Ausweise fälschen
  • Zettel kleben
  • Kurierfahrten machen
  • Propaganda-Ausstellung zerstören
  • Flugblätter verbreiten
  • Zwangsarbeiter informieren
  • Verfolgten helfen
  • Den Umsturz planen
  • Den Tyrannen stürzen
  • Den Krieg beenden