• Datenschutz
  • |
  • Ausleihbedingungen
  • |
  • Kontakt

Was konnten sie tun?
Widerstand gegen den Nationalsozialismus 1939–1945
Eine Ausstellung der Stiftung 20. Juli 1944 und der Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Propaganda-Ausstellung zerstören

Herbert Baum

Herbert Baum um 1935
Herbert Baum um 1935

Herbert Baum

© Privatbesitz

„Soll Hitler wirklich Deutschlands Totengräber werden? Er darf es nicht werden. Fallt ihm gemeinsam mit den antifaschistischen Werktätigen in die Arme. Deutschland wird nicht zu Grunde gehen, wenn Hitler stürzt. Im Gegenteil! Millionen Deutsche werden vor dem Untergang bewahrt, sie werden gerettet.“

Aus dem Flugblatt der Gruppe um Herbert Baum: „An die deutsche Ärzteschaft“ vom März/April 1942

Herbert Baum, 1912 in Posen geboren, wächst in Berlin in der Familie eines Buchhalters auf und wird 1928 nach dem Besuch der Mittelschule Elektriker. Durch die Teilnahme an Abendkursen der Beuth-Akademie will er sich auf den Beruf des Elektroingenieurs vorbereiten, wird jedoch als Jude 1935 vom Besuch dieser Fortbildungsanstalt ausgeschlossen. Als Zwanzigjähriger leitet er den Ring-Bund Deutsch-Jüdischer Jugend und tritt 1931 dem Kommunistischen Jugendverband (KJVD) bei. Nach 1933 beteiligt er sich am illegalen Kampf der KPD gegen den NS-Staat und ist bis 1936 vor allem für die Verbindungen zwischen der Berliner Bezirksleitung und dem Kommunistischen Jugendverband verantwortlich. Seit 1936 sammelt sich um ihn eine Gruppe junger Kommunisten, von denen die meisten jüdischer Herkunft sind. Baum steht in Verbindung mit anderen Berliner Kommunisten, die wie Robert Uhrig ebenfalls Widerstandsgruppen aufbauen.
Die Vervielfältigung der Flugblätter und Untergrundzeitungen ist nicht nur gefährlich, sondern auch teuer. Weil die Widerstandsgruppe um Baum nahezu völlig auf sich gestellt ist, versuchen die Mitglieder, das dringend benötigte Geld für Matrizen und einen Vervielfältigungsapparat auch durch Diebstähle zu beschaffen. Einmal brechen sie sogar in die Wohnung eines Berliner Juden ein und entwenden mehrere wertvolle Gegenstände, ohne sie jedoch verkaufen zu können. Diese Aktion zeigt, in welcher verzweifelten Lage sich die Widerstandsgruppe um Herbert Baum befindet.
Die Artikel, die für die Flugschriften bestimmt sind, werden von mehreren Mitgliedern der Widerstandsgruppe diskutiert und in der Regel sogar gemeinsam als Flugblatttext formuliert. Weil nur Nichtjuden eine Schreibmaschine benutzen dürfen, müssen die Texte von nichtjüdischen Gruppenmitgliedern – etwa Irene Walter und Suzanne Wesse – heimlich an ihren Arbeitsplätzen abgeschrieben werden. Im Keller der Wohnung von Herbert Baum werden die Matrizen vervielfältigt. Manche Flugblätter werden breit gestreut, manche gezielt an Angehörige bestimmter Berufe verteilt oder auf dem Postweg verbreitet. Um die Kosten für diese Aktionen zu bestreiten, verzichten manche Mitglieder auf ein Fünftel ihres Wochenlohnes.
Seit 1941 muss Herbert Baum in der „Judenabteilung“ der Berliner Elmo-Werke arbeiten und kommt dort mit anderen Zwangsarbeitern in Verbindung. Nach ihrem Brandanschlag auf die antisowjetische Ausstellung „Das Sowjetparadies“ im Berliner Lustgarten am 18. Mai 1942 wird die Gruppe aufgedeckt. Herbert Baum wird am 22. Mai festgenommen und wählt in der Haft in Berlin-Moabit am 11. Juni 1942 den Freitod.

Schlussbericht der Stapoleitstelle Berlin über die Gruppe um Herbert Baum und den Brandanschlag auf die NS-Propaganda-Ausstellung "Das Sowjet-Paradies"

Schlussbericht der Stapoleitstelle Berlin über die Gruppe um Herbert Baum und den Brandanschlag auf die NS-Propaganda-Ausstellung "Das Sowjet-Paradies"

© Bundesarchiv
Herbert Baum

Herbert Baum

© SAPMO-BArch, Bildarchiv 

Herbert Baum

© SAPMO-BArch, Bildarchiv
Meldung des Reichssicherheitshauptamtes, Referat IV A 1 a über die Festnahme von 15 Personen im Zusammenhang mit dem Anschlag auf die Ausstellung "Das Sowjet-Paradies"

Meldung des Reichssicherheitshauptamtes, Referat IV A 1 a über die Festnahme von 15 Personen im Zusammenhang mit dem Anschlag auf die Ausstellung "Das Sowjet-Paradies"

© Bundesarchiv
Flugblatt der WIderstandsgruppe um Herbert Baum: "An die deutsche Ärzteschaft" gegen das Massensterben in Folge des Hungers und Krankheiten

Flugblatt der WIderstandsgruppe um Herbert Baum: "An die deutsche Ärzteschaft" gegen das Massensterben in Folge des Hungers und Krankheiten

© Bundesarchiv
Personen

Marianne Baum

Marianne Baum

Die 1912 in Sarrebourg/Saarburg (Lothringen) geborene Marianne Cohn tritt um 1930 dem Kommunistischen Jugendverband (KJVD) bei. Bereits als Jugendliche lernt sie ihren späteren Ehemann Herbert Baum in der Deutsch-Jüdischen Jugendgemeinschaft kennen. Nach 1933 beteiligt sie sich am kommunistischen Widerstandskampf. 1935/36 emigrieren einige ihrer Freunde, um der antisemitischen Verfolgung zu entgehen. Marianne und Herbert Baum suchen Anschluss an jüdische Organisationen, weil die illegale KPD-Führung Kommunisten jüdischer Herkunft zumeist aus dem engeren Führungskreis des illegalen Kampfes ausschließt, um so die Gefahr der Aufdeckung zu verringern. Seit 1938/39 bildet sich um Marianne und Herbert Baum ein neuer Kreis, der nach dem Verbot jüdischer Organisationen 1939 anwächst. Seine Mitglieder verstehen sich als deutsche Kommunisten jüdischer Herkunft. Seit 1940/41 stoßen jüngere Zwangsarbeiter aus den Siemens-Werken hinzu. Sie versuchen unabhängig von kommunistischen Widerstandsgruppen, die in Berlin bestehen oder nach den Verfolgungen bis 1937 neu gegründet worden sind, eigenständige Formen des Protestes und des Widerstands zu entwickeln. Seit dem Überfall deutscher Truppen auf die Sowjetunion im Sommer 1941 verbreiten sie Flugblätter, um so auf das Unrecht und die gefährlichen Folgen des Krieges aufmerksam zu machen. Nach ihrem Brandanschlag auf die Propagandaausstellung „Das Sowjetparadies“ im Berliner Lustgarten am 18. Mai 1942 wird die Gruppe aufgedeckt. Marianne Baum wird am 22. Mai 1942 gemeinsam mit ihrem Mann festgenommen und nach dem Todesurteil des Sondergerichts Berlin am 18. August 1942 in Berlin-Plötzensee ermordet.

Literatur
  • Eric Brothers: Wer war Herbert Baum? Eine Annäherung auf der Grundlage von „oral histories“ und schriftlichen Zeugnissen. In: Wilfried Löhken/Werner Vathke (Hrsg.): Juden im Widerstand. Drei Gruppen zwischen Überlebenskampf und politischer Aktion. Berlin 1939-1945. Berlin 1993, S. 83ff.
  • Konrad Kwiet/Helmut Eschwege: Die Herbert-Baum-Gruppe. In: Arno Lustiger: Zum Kampf auf Leben und Tod! Vom Widerstand der Juden 1933-1945. Köln 1994, S. 56ff.
  • Konrad Kwiet/Helmut Eschwege: Selbstbehauptung und Widerstand deutscher Juden. Der Kampf um Existenz und Menschenwürde. Hamburg 1984
  • Michael Kreutzer: Die Suche nach einem Ausweg, der es ermöglicht, in Deutschland zu leben. Zur Geschichte der Widerstandsgruppen um Herbert Baum. In: Wilfried Löhken/Werner Vathke (Hrsg.): Juden im Widerstand. Drei Gruppen zwischen Überlebenskampf und politischer Aktion. Berlin 1939-1945. Berlin 1993, S. 95ff.
  • Regina Scheer: Im Schatten der Sterne. Eine jüdische Widerstandsgruppe. Berlin 2004
© 2023 Gedenkstätte Deutscher Widerstand www.gdw-berlin.de

Robert Uhrig

Robert Uhrig

Robert Uhrig, 1903 geboren, wächst in der Familie eines Schlossers in Berlin auf, wird Werkzeugmacher und gilt als hochqualifizierter Facharbeiter. 1920 schließt er sich der KPD an, besucht mehrere Kurse der Marxistischen Arbeiterschule und arbeitet als Betriebsgruppenfunktionär. 1929 nimmt er eine Stelle in der Versuchsabteilung für Radioröhren der Firma Osram an und leitet dort eine kommunistische Betriebszelle. 1934 wird Uhrig erstmals verhaftet, weil er eine Untergrundzeitung herausgegeben und Geldsammlungen für Angehörige Inhaftierter organisiert hat. Uhrig wird zu einer Strafe von 21 Monaten Zuchthaus verurteilt, setzt aber unmittelbar nach der Entlassung seinen Widerstand fort und baut erneut illegale kommunistische Betriebsgruppen auf. Bis zum Beginn des Krieges kann Uhrig Verbindungen zu anderen kommunistischen Widerstandsgruppen knüpfen. Deshalb gilt er um 1940 als Kopf des kommunistischen Widerstands in Berlin. 1941 kann die Gestapo seine Widerstandsgruppe unterwandern und im Februar 1942 Uhrig und viele seiner Freunde festnehmen. Nach mehr als zweijähriger Haft im KZ Sachsenhausen wird Robert Uhrig im Juni 1944 zum Tode verurteilt und am 21. August 1944 in Brandenburg-Görden ermordet.

Literatur
  • Hans-Rainer Sandvoß: Widerstand in Friedrichshain und Lichtenberg. Berlin (Schriftenreihe über den Widerstand in Berlin 1933 bis 1945, Bd. 11) 1997
  • Hans-Rainer Sandvoß: Widerstand in Prenzlauer Berg und Weißensee. Berlin (Schriftenreihe über den Widerstand in Berlin 1933 bis 1945, Bd. 12) 2000
  • Hermann Weber/Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. Berlin 2004
  • Luise Kraushaar: Berliner Kommunisten im Kampf gegen den Faschismus 1936-1942. Robert Uhrig und die Genossen. Berlin (Ost) 1981
© 2023 Gedenkstätte Deutscher Widerstand www.gdw-berlin.de
Literatur

Eric Brothers: Wer war Herbert Baum? Eine Annäherung auf der Grundlage von „oral histories“ und schriftlichen Zeugnissen. In: Wilfried Löhken/Werner Vathke (Hrsg.): Juden im Widerstand. Drei Gruppen zwischen Überlebenskampf und politischer Aktion. Berlin 1939–1945, Berlin 1993, S. 83ff.

Konrad Kwiet/Helmut Eschwege: Die Herbert-Baum-Gruppe. In: Arno Lustiger: Zum Kampf auf Leben und Tod! Vom Widerstand der Juden 1933–1945, Köln 1994, S. 56ff.

Konrad Kwiet/Helmut Eschwege: Selbstbehauptung und Widerstand deutscher Juden. Der Kampf um Existenz und Menschenwürde, Hamburg 1984.

Michael Kreutzer: Die Suche nach einem Ausweg, der es ermöglicht, in Deutschland zu leben. Zur Geschichte der Widerstandsgruppen um Herbert Baum. In: Wilfried Löhken/Werner Vathke (Hrsg.): Juden im Widerstand. Drei Gruppen zwischen Überlebenskampf und politischer Aktion. Berlin 1939–1945, Berlin 1993, S. 95ff.

Regina Scheer: Im Schatten der Sterne. Eine jüdische Widerstandsgruppe, Berlin 2004.

Seite Drucken
  • Einführung
  • Die NS-Führung ausschalten
  • Den Kriegsdienst verweigern
  • Kriegspläne verraten
  • Neuordnung denken
  • Verbündete im Ausland suchen
  • Für die Zukunft planen
  • Für den Frieden eintreten
  • „Feindsender“ hören
  • Informieren
  • Postkarten auslegen
  • Die Kriegsrealität sichtbar machen
  • Kriegsdienstverweigerer verstecken
  • Den Völkermord bezeugen
  • Aufrütteln
  • Ausweise fälschen
  • Zettel kleben
  • Kurierfahrten machen
  • Propaganda-Ausstellung zerstören
  • Flugblätter verbreiten
  • Zwangsarbeiter informieren
  • Verfolgten helfen
  • Den Umsturz planen
  • Den Tyrannen stürzen
  • Den Krieg beenden