Verfolgten helfen
Wilhelm Daene
„Die treibende Kraft war meine sozialdemokratische Weltanschauung, die Freiheit, Menschlichkeit, Brüderlichkeit und Barmherzigkeit bedeutet. Vielleicht kann dieser Beitrag mit dazu dienen, unseren Mitmenschen und denen, die nach uns kommen, das Gewissen wachzurufen. Gerade jetzt, da in Deutschland die Nazis wieder aus ihren Höhlen kommen und Stichproben vornehmen, ob die Zeit schon wieder für sie reif ist.“
Wilhelm Friedrich Daene wird 1899 in Merseburg/Sachsen-Anhalt als Sohn des Fabrikarbeiters Wilhelm Daene und seiner Frau Amalie, geb. Paulsen geboren. Nach dem frühen Tod seiner Eltern wächst er in einem Waisenhaus auf. Nach Abschluss der Volksschule absolviert er eine Ausbildung als Dreher. Er dient als Soldat im Ersten Weltkrieg. Nach seiner Rückkehr von der Front schließt er sich der SPD an und beteiligt sich an gewerkschaftlicher Organisierung. 1930 wird er im freigewerkschaftlichen Deutschen Metallarbeiterverband Gewerkschaftssekretär. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten flieht er zu seiner Schwester nach Berlin. Hier beteiligt er sich an einer Widerstandsgruppe aus Sozialdemokraten und freien Gewerkschaftern und wird im Juli 1933 verhaftet. Bis Ende 1934 wird er von der Gestapo festgehalten und gefoltert. Nach seiner Entlassung arbeitet er ab Januar 1935 in den Teves-Werken als Dreher und steigt später zum Werkmeister auf.
Im Januar 1936 heiratet er Margarete Rentsch. Im Herbst 1936 wird ihre gemeinsame Tochter Ursula geboren. Ab 1937 ist Wilhelm Daene an seinem Arbeitsplatz in den Teves-Werken an einer Widerstandsgruppe beteiligt, deren Arbeit auch Margarete Daene unterstützt. Wilhelm Daene wird in den Teves-Werken die Abteilung der jüdischen Zwangsarbeiterinnen unterstellt. Er versucht, die Arbeiterinnen nach seinen Möglichkeiten zu unterstützen. 1942/43 nehmen Margarete und Wilhelm Daene drei von ihnen auf, um sie vor der drohenden Deportation zu schützen: Lola Alexander, Ursula Finke und Gerda Lesser. Als Wilhelm Daene 1944 von der Gestapo verhaftet und wegen Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt wird, kümmert sich Margarete weiterhin um die untergetauchten Jüdinnen und bringt sie zunächst in Ausweichquartieren unter. Gerda Lesser wird dort gemeinsam mit ihren Helfern verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Lola Alexander und Ursula Finke überleben. Wilhelm Daene wird vor dem "Volksgerichtshof" freigesprochen, taucht aber aus Furcht vor erneuter Verhaftung bis zum Ende des Krieges unter.
Nach dem Krieg lebt das Ehepaar in Berlin-Tegel und betreibt zwei Leihbüchereien. Beide werden sowohl vom Berliner Senat als auch vom israelischen Staat für ihre Hilfe für Verfolgte geehrt.
Margarete Rentsch wird 1911 als Tochter des Schlossermeisters Ernst Rentsch und seiner Ehefrau Clara Rentsch geb. Kramm in Berlin geboren. Sie absolviert eine Ausbildung zur Stenotypistin. In der Weimarer Republik ist sie Mitglied der SPD, des Freidenkerverbandes und des Zentralverbandes der Angestellten.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten schließt sie sich einer Widerstandsgruppe aus Sozialdemokraten und freien Gewerkschaftern an. Nach der Verhaftung der führenden Mitglieder Urich und Brandes versteckt sie den ebenfalls von der Gestapo gesuchten Schliestedt für etwa ein Jahr in ihrer Wohnung. Sie ist auch an der Herstellung und Verbreitung von Flugschiften beteiligt. 1934 kann Schliestedt mit ihrer Hilfe ins Ausland fliehen.
Im Januar 1936 heiratet sie Wilhelm Daene, der ebenfalls im Widerstand aktiv ist. Im Herbst 1936 wird ihre gemeinsame Tochter Ursula geboren. Margarete Daene betreibt ab 1937 eine Leihbücherei. Ebenfalls ab 1937 ist Wilhelm Daene an seinem Arbeitsplatz in den Teves-Werken an einer Widerstandsgruppe beteiligt, deren Arbeit auch Margarete Daene unterstützt. Wilhelm Daene wird in den Teves-Werken die Abteilung der jüdischen Zwangsarbeiterinnen unterstellt. Er versucht, die Arbeiterinnen so gut es geht zu unterstützen. 1942/43 nehmen Margarete und Wilhelm Daene drei von ihnen auf, um sie vor der drohenden Deportation zu schützen: Lola Alexander, Ursula Finke und Gerda Lesser. Als Wilhelm Daene 1944 von der Gestapo verhaftet und wegen Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt wird, kümmert sich Margarete weiterhin um die untergetauchten Jüdinnen und bringt sie zunächst in Ausweichquartieren unter. Gerda Lesser wird dort gemeinsam mit ihren Helfern verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Lola Alexander und Ursula Finke überleben. Wilhelm Daene wird vor dem "Volksgerichtshof" freigesprochen, taucht aber aus Furcht vor erneuter Verhaftung bis zum Ende des Krieges unter.
Nach dem Krieg lebt das Ehepaar in Berlin-Tegel und betreibt zwei Leihbüchereien. Beide werden sowohl vom Berliner Senat als auch vom israelischen Staat für ihre Hilfe für Verfolgte geehrt. Margarete Daene stirbt im Alter von 88 Jahren im Januar 2000.
Ausweis von Wilhelm Daene ausgestellt für Lola ("Tana") Alexander als Arbeiterin der Teveswerke
Wilhelm und Margarete Daene, Ursula Finke, Lola Alexander und Ursula Daene in den 1960er Jahren
Schreiben von Lola Alexander und Ursula Finke an Innensenator Lipschitz über Daenes Hilfeleistung
Kurt R. Grossmann, Die unbesungenen Helden, Berlin 1957, S. 32ff.
Hans-Rainer Sandvoß, Widerstand in Pankow und Reinickendorf, hrsg. von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin 1994, S. 217, 249f.
The International Raoul Wallenberg Foundation: raoulwallenberg.net